Die Kabbalistische Lehrtafel ist ein einzigartiges Kunstwerk in der evangelischen Dreifaltigkeitskirche Bad Teinach. Das dreiteilige Gemälde (Triptychon), ein Andachtsbild, das den christlichen Glauben mit Hilfe von Symbolen der jüdischen Mystik (Kabbala) darstellt, wurde nach dem Dreißigjährigen Krieg wahrscheinlich von Johann Friedrich Gruber im Auftrag der herzoglichen Prinzessin Antonia von Württemberg angefertigt und 1673 gestiftet.
Lehrtafel
Das aufklappbare Triptychon zeigt die biblische Geschichte in christlich-kabbalistischer Deutung. Darüber hinaus gibt es einen Einblick in die naturkundlichen und astronomischen Interessen seiner Schöpfer und stellt als historisches und kosmisches Weltsystem „totius mundi“ die Heilsgeschichte Gottes mit der Menschheit dar: von den Anfängen bis zur endzeitlichen Vollendung von Welt. Das Werk lädt dazu ein, über die Heilsgeschichte Gottes zu meditieren und im Gefolge der Christusbraut auf der Außentafel und der Frau im grünen Kleid am Eingang des Gartens in sie einzutauchen. Als Dokument frühpietistischer Frömmigkeit in Württemberg führt es in die Sefiroth-Lehre der Kabbala ein, die unter dem Einfluss Johannes Reuchlins christlich verstanden wird
Antonia
Prinzessin Antonia von Württemberg wurde 1613 als drittes von neun Kindern aus der Ehe des Herzogs Johann Friedrich von Württemberg und der Barbara Sophia von Brandenburg, Tochter des Kurfürsten Joachim Friedrich von Brandenburg, geboren.
Durch den Dreißigjährigen Krieg wurden viele Kirchen in Württemberg geplündert und ihres Schmuckes beraubt. Antonia machte es sich zur Aufgabe, durch Stiftungen verschiedene Kirchen wieder mit Schmuck zu versehen.
Ihr Interesse galt neben der Malerei vor allem der Pansophie und den biblischen Sprachen. Die Konzeption der Lehrtafel wurde durch einen Kreis von Theologen vorangetrieben, die Antonia um sich versammelte. Ihre Entstehung verfolgte Antonia mit großer Anteilnahme. Das Kunstwerk hat damit den Charakter eines persönlichen Glaubenszeugnisses der Prinzessin. Es wurde von ihr als Epitaph gestiftet: Hier sollte nach ihrem Tod ihr Herz bestattet werden – eine im protestantischen Raum höchst ungewöhnliche Praxis.
Kabbala
Als Kabbala (hebräisch „Überlieferung“) wird die mystische Tradition des Judentums bezeichnet. Im Mittelpunkt steht die Suche des Menschen nach einer unmittelbaren Beziehung zu Gott. Auf der Lehrtafel zeigt sich das Interesse Antonias für die christliche Deutung des von dem spanisch-jüdischen Gelehrten Josef ben Abraham Gikatilla repräsentierten Traditionszweigs der Kabbala. Hinzu kommen mystische Erklärungen der hebräischen Buchstaben und Zahlen, die Antonia sowohl in ihrer Erklärung der Bibel als auch bei der Deutung ihres eigenen Namens anwendete.
Führungen
Wir bieten öffentliche und private Führungen zur Lehrtafel an. Die Lehrtafel darf leider nur nach vorheriger Absprache und mit fachkundigem Personal der Kirchengemeinde Bad Teinach geöffnet werden.